1. SWISS COCKTAIL OPEN

Eine unvergessliche Premiere

Es gab nicht viele davon in den letzten Monaten. Momente, bei denen die Barszene Schweiz zusammenkam. Kontakte knüpfen und Freundschaften pflegen – beides kam in letzter Zeit zu kurz. Doch auch wenn es bezüglich sozialen Austauschs beim 1. SWISS COCKTAIL OPEN dringenden Nachholbedarf gab, so ging es in erster Linie halt doch um die schönste Nebensache der Welt: Cocktails.

Wenn der Anspruch im Raum steht, den «Besten Cocktail der Schweiz 2021» zu küren, haben einige Grundsätze in Stein gemeisselt zu sein. Ein grosses Feld an Barprofis ist das eine, eine Jury, zusammengesetzt aus Autoritäten der Barszene Schweiz, das andere.

Zu den Mitgliedern der zwei Jury-Gruppen gehörten Daniel Staub (Autor BAR NEWS-Rubrik Bartender International), Thomas Blum (Agroscope), Cecilia Ben Salah-Paschoud (Prävention und Alkoholmarkt EZV, Jurorin DistiSuisse) und Raymond Maurer (Kommunikationsexperte).

Jury-Präsident und Barkeeper- Urgestein Bruno Hunkeler sorgte dafür, dass bei den Bewertungen alles korrekt vonstattenging. So wurde etwa sichergestellt, dass das sechste Jury-Mitglied, Wolfgang Mayer (Barchef Widder Bar) in der Vorrunde und im grossen Finale der besten Sechs, den Drink seiner Mitarbeiterin Sarah Madritsch nicht bewerten durfte.

v.l. Jurymitglieder Bruno Hunkeler, Raymond Maurer, Cecilia Ben Salah-Paschoud, Thomas Blum, Daniel Staub, Wolfgang Mayer

Da das Testen von 24 Cocktails für ein einzelnes Jury-Mitglied kaum zu bewerkstelligen ist, sorgte die Einteilung in zwei Jury-Gruppen dafür, dass die Juroren ihrer anspruchsvollen Aufgabe nüchtern begegnen konnten.

Kunst trifft liquide Kulinarik

Beim Finale vom 21. Juni mussten die 24 Barkeeper mit ihren Eigenkreationen antreten, mit denen sie sich bereits aus einem Pool aus von über 50 Barkeepern eingereichten Rezepten durchgesetzt hatten.

«Nur um diese Zahlen in Relation zu setzen: Verglichen zur Gesamtbevölkerung hätten in Deutschland insgesamt 500 Rezepte eingereicht werden müssen», sagt BAR NEWS-Herausgeber Ruedi Zotter.

Die Rezepte wurden auf die Rahmenbedingungen geprüft und anonymisiert. Eine mehrköpfige Jury bewertete die Eingaben und die mitgesendeten Drink-Fotos und bestimmte so die 24 Finalistinnen und Finalisten.

Premiere des SWISS COCKTAIL OPEN in Zürich.

Man geht in eine Bar, wählt aus der Barkarte einen Drink aus oder bestellt dasselbe, was der Tischnachbar trinkt. Mundet der Drink, bestellt man denselben nochmal. Eventuell kommt der Barkeeper kurz an den Tisch und erzählt dem Gast etwas über den Drink, die Zutaten oder die Inspiration für die Rezeptur. Exakt dieser im Baralltag übliche Ablauf war denn auch die Grundlage des SWISS COCKTAIL OPEN.

Viele Freiheiten für Competitors

Der Hauptunterschied zu üblichen Cocktail-Competitions ist, dass die Barkeeper bei ihrer Eigenkreation über sehr grosse Freiheiten verfügten. Das fiktive Flaschenregal war bestückt mit 90 Partner-Brands, aus welchem die Competitors mindestens zwei Produkte aussuchen mussten: sowohl eine Zutat von einem internationalen Brand, wie auch eine in der Schweiz produzierte Ingredienz. Weiter zugelassen war lediglich eine selbst gemachte Zutat, wie auch ein Nischen-Produkt.

«Endlich gibt es eine Cocktail-Competition, wo wir mehr Freiheiten haben.»

Sarah Madritsch, Siegerin des SWISS COCKTAIL OPEN

Vergeblich wurde beim 1. SWISS COCKTAIL OPEN nach einer technischen Jury gesucht. Bewusst haben die Organisatoren darauf verzichtet, denn die Barprofis sollten so arbeiten, wie sie es in der Praxis gewohnt sind.

Der Geschmack des Drinks sollte zu 80 Prozent in die Bewertung einfliessen, die restlichen Punkte konnten sich die Barkeeper mit dem visuellen Aspekt des Drinks holen. Das Auge trinkt bekanntlich mit, denn wie ein Drink aussieht, löst automatisch Assoziationen mit Aromen aus, welche die Erwartungen des Gastes beeinflussen.

Viele der 24 Cocktails waren denn auch wahre Kunstwerke, oft mit Dingen dekoriert, welche die Aromatik des Drinks zusätzlich akzentuierte oder diesem zu einem Hauch mehr Komplexität verhalf.

Das sind die Rezepte der sechs Finalisten

24 Barkeeper mixten beim ersten SWISS COCKTAIL OPEN um den Titel «Bester Cocktail der Schweiz 2021». Doch nur jene Drinks, die sowohl mit den inneren, wie auch den äusseren Werten überzeugten, schafften es auch in den zweiten Durchgang: das grosse Finale.

Die 6 besten Rezepte ➞

Mise en Place ist die halbe Miete

Als am 21. Juni 2021, gegen 15.30 Uhr die Türen der Halle 550 in Zürich Oerlikon öffneten, standen die ersten Barkeeper bereits mit ihren Zutaten, Mixutensilien und Gläsern im Schlepptau davor. Nach der Registration ging es umgehend zum Vorbereitungsraum, wo jedem Barkeeper ein eigener Tisch zur Verfügung stand. Säfte pressen, Dekorationen vorbereiten, Zutaten bereitstellen – eine gute Mise en Place ist auch bei einer Cocktail-Competition die halbe Miete.

Grosszügiger Vorbereitungsraum der 24 Barkeeper.

Alle 24 Barkeeper standen wenig später im Bar-Raum, um der Begrüssung der Organisatoren zu lauschen. Diese hatten ihrerseits zusammen mit dem ganzen BAR NEWS-Team eine gewaltige «Mis-en-Place» geleistet, damit der Anlass in geordnetem Rahmen über die Bühne gehen konnte. Pünktlich um 17 Uhr standen bereits die ersten Barkeeper in den Startlöchern.

Bei jedem Durchgang mixten jeweils drei Barkeeper gleichzeitig vier Cocktails gemäss ihrem eingesendeten Rezept. Nach spätestens sieben Minuten mussten die Drinks der Jury verteilt sein, anschliessend überliessen die Finalisten den nachfolgenden Kandidaten den Platz. Nach einer Stunde waren die Startnummern 1 bis 12 durch, nach einer kurzen Pause folgten die Nummern 13 bis 24. Perfekt begleitet und moderiert wurde der Anlass von Marcel Giger.

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Der Moment der Entscheidung

Aus jeder Jurygruppe qualifizierten sich die besten drei Barkeeper für das grosse Finale.

Gruppe A:

  • Luca Huber, Bar am Wasser, Zürich
  • Sarah Madritsch, Widder Bar, Zürich
  • Korbinian Walker, Barservice by Walker, Basel
RangNameLokalDrinkAussehen (20%)Aroma (25%)Geschmack (55%)Total
1.Luca HuberBar am WasserDaddy Cool16.720.849.587.0
2.Sarah MadritschWidder BarA Tale of Two Cities17.322.545.885.7
3.Korbinian WalkerBarservice by WalkerDrops of Jupiter16.020.047.783.7
4.Anthony KunzKronenhalle BarRed Riot15.319.247.782.2
5.Gabriel BodorEve LoungeOvernight15.320.844.080.2
6.Rahel StuderCocktailbar zum TürkWellerman14.717.544.076.2
7.Vanessa BrzezichaBar am WasserWähezit15.320.040.375.7
8.Matej KovacicBankMarian Daisy14.020.040.374.3
9.Benjamin HetzePalace Bar at KempinskiWhat the Fig14.019.240.373.5
10.Freddy JonesWerkstatt ChurGhost of the Forest16.719.236.772.5
11.Fabian BaumgartnerGeorge Bar & GrillWilly Tonka16.718.336.771.7
12.Franco SteinerCafé Bar LockentopfPurPur14.717.534.867.0

Gruppe B:

  • Kevin Abbühl, Atelier Classic Bar, Thun
  • Liane Arnold, Baradox, Zürich
  • André Haueter, Cocktailbar zum Türk, Solothurn
RangNameLokalDrinkAussehen (20%)Aroma (25%)Geschmack (55%)Total
1.Liane ArnoldBaradox AGSAF (Swiss & Asian Friendship16.717.545.880.0
2.Kevin AbbühlAtelier Classic BarLa fée immortelle18.719.240.378.2
3.André HaueterCocktailbar zum TürkBergamia18.017.538.574.0
4.Kedar DeritzHotel Waldhaus, SilsFall in Love12.720.040.373.0
5.Philipp KösslIgniv BarBean to Bar14.018.338.570.8
6.Wladimir ReichertWerk 8Rising Sun12.016.740.369.0
7.Giampietro MorisiThe Alpina GstaadL’heure verte12.719.236.768.5
8.Guido PetschenReinekes BarEast indian trader15.315.833.064.2
9.Markus Köppel52 Magic BarRosemaries Baby12.716.734.864.2
10.Kenneth GerberTwentys CocktailbarFeedback13.315.034.863.2
11.Maurice AngstKreissaal BarThe Manyfaced God12.016.733.061.7
12.Vanja Jovanicverve by svenBlueberry Spritz16.013.327.556.8

Bevor die Barkeeper beim grossen Finale ihre Rührlöffel in die Hände nahmen und ihre Shaker füllten, erzählten sie der beigezogenen Storytelling-Jury und dem Publikum, wie es zu ihrer Eigenkreation gekommen ist.

Der beste Cocktail der Schweiz 2021

Am Ende brillierte Sarah Madritsch aus der Widder Bar. Mit ihrem Drink «A Tale of Two Cities» schlug sie die Brücke zwischen zwei Ortschaften. Während die Zutat Belsazar White Vermouth die Grossstadt-Atmosphäre Berlins repräsentiert, stehen Orator Rum White und Orator Rum Single Cask, Barrel #5 für das idyllische Dorfleben im unteren Tösstal. Von dort, genauer aus Pfungen, stammen denn auch die Rums der Spezialitätenbrennerei Orator AG.

Doch auch die thailändischen Wurzeln von Sarah Madritsch und ihre Freude am Experimentieren sind im Drink zu finden, nämlich durch ihren selbst gemachten Cordial aus dehydrierter Limette und Kokosnuss. Die Dekoration, eine einfache Margerite auf einem grossen Eiswürfel liegend, lächelt den Gast an und steht für die Gastfreundschaft, welche der Siegerin des 1. SWISS COCKTAIL OPEN besonders am Herzen liegt.

A Tale of Two Cities

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by Sarah Madritsch | Widder Bar, Zürich

1 clOrator Rum White
1 clOrator Rum Single Cask, Barrel #5
1 clBelsazar White Vermouth
2 clAmontillado Sherry
2 clHomemade Black Lime & Coconut Cordial*

Zubereitung: Zutaten im Mixglas kalt rühren und in einem Tumbler auf einem grossen Eiswürfel servieren.
Deko: Margerite, mit Zitronenzeste aromatisieren
Black Lime- & Coconut-Cordial: 35 cl Kokoswasser mit 1 g zerkleinerter dehydrierter Limette und 30 g gerösteten Kokos-Chips in einen Sous Vide-Beutel geben und 4 Std. bei 37,5°C garen. Filtern und mit 35 g Zucker, 2 g Zitrussäure, 1 g Weinsäure, 0,1 g Ascorbinsäure, 10 Tropfen Milchsäure (2%-Lösung) und 5 g Salz mischen.

Als Siegerin des ersten SWISS COCKTAIL OPEN erhält Sarah Madritsch nebst dem Titel «Bester Cocktail der Schweiz» exklusive Preise: So kann sie gemeinsam mit einem Spitzenbrenner einen eigenen Absinth produzieren. Ausserdem erhält sie eine Wildcard für die Qualifikationsrunde in der Kategorie «Barkeeper of the year» beim Jubiläums-Event 20 Jahre SWISS BAR AWARDS 2022, eine Reportage im Magazin BAR NEWS sowie den Wanderpokal: ein 70 cm hohes Martini-Glas.

Weitere Auszeichnungen erhielten Franco Steiner (Café Bar Lockentopf, Aarau) als jüngster Finalteilnehmer, wie auch Luca Huber (Bar am Wasser, Zürich), als Finalist mit dem besten Resultat des ersten Durchgangs.

Rangliste

RangNameLokalDrinkAussehen (20%)Aroma (25%)Geschmack (55%)StorytellingTotal
1.Sarah MadritschWidder BarA Tale of Two Cities18.721.749.516105.8
2.Luca HuberBar am WasserDaddy Cool16.021.747.718103.3
3.Korbinian WalkerBarservice by WalkerDrops of Jupiter16.721.749.514101.8
4.Kevin AbbühlAtelier Classic BarLa fée immortelle18.020.042.21898.2
5.Liane ArnoldBaradox AGSAF (Swiss & Asian Friendship)16.720.049.51298.2
6.André HaueterCocktailbar zum TürkBergamia16.718.340.31489.3

Nächste Durchführung im 2022

Nach dem grossen Erfolg der Premiere in diesem Jahr ist geplant, das SWISS COCKTAIL OPEN auch im 2022 wieder durchzuführen. Die Planungsarbeiten starten demnächst.

Interview mit Michael Zotter

«Unser Anspruch war es, eine Competition zu lancieren, die es in dieser Form noch nicht gab. Zudem haben wir uns zu einem Zeitpunkt für die Lancierung entschieden, als in der Barszene Corona-bedingt nichts lief. Weiter wollten wir das Networking zwischen Barkeepern und Produzenten ermöglichen.» Michael Zotter, Initiant SWISS COCKTAIL OPEN

Interview lesen

Infos für Partner und Barkeeper werden rechtzeitig auf der Website swisscocktailopen.ch und im Fachmagazin BAR NEWS veröffentlicht.

Dieser Artikel erschien in
Ausgabe 3-2021

BAR NEWS-Magazin als Einzelausgabe

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