Wenn man in die Bar Capitol an der Zentralstrasse 45 a kommt, dann gibt es im hinteren Bereich eine schöne Vitrine. Es gibt viele verschiedene Cocktail Bücher und Merchandise-Artikel vom «Capi» wie Mützen, ein Shirt und eine Jacke mit dem Capitol-Logo. Das neueste Objekt in diesem Schrank ist der Award des besten Barkeeper Talents der Schweiz, der hier seinen Platz gefunden hat.
Gewonnen hat ihn der erst 21-jährige Timo Schulz, der es unter die drei Finalisten der Kategorie «Best Barkeeper Talent» geschafft hat. Für den Fotografen Steven Kohl posiert er mit dem Preis stolz vor der Spirituosen-Wand, die beinahe bis an die Decke ragt. Viele der Gäste in der Capitol-Bar kennen den jungen Barkeeper, der meist im schwarzen Hemd und schwarzer Hose hinter dem Tresen steht. In dieser tollen Bar fühlen sich viele wohl. «Es gibt Menschen, die bezeichnen das Capitol als ihr zweites Wohnzimmer.»
Hineingerutscht und geblieben
Sein Chef ist Tim Michel. Seit 17 Jahren gehört diese Bar dem lässigen Typ mit dem langen Hipster-Bart. «Es freut mich sehr, seit über einem Jahr für ihn arbeiten zu dürfen», sagt Timo Schulz. Seine Barkeeper-Laufbahn habe im Konzerthaus «Schüür» begonnen. «Als ich die Berufsmatura gemacht habe, suchte ich nach einem coolen Nebenjob und habe ihn dort gefunden. Ich konnte immer am Wochenende bei Konzerten hinter der Theke stehen. Diese Arbeit hat mir von Anfang an Spass gemacht.» Dabei habe er vorher etwas komplett anderes gemacht. Als Hochbauzeichner mit Fachrichtung Architektur sass er viel am PC. Er habe gemerkt, dass er den Kontakt mit Menschen brauche: «Ich mag es, mit vielen Leuten in Kontakt zu stehen. Das gefällt mir hier sehr. Zudem bin ich gerne in der Nacht wach.»
Handwerk gelernt in Barcelona
Er sei zudem extrem wissbegierig. Saugt alles auf aus der Barwelt. Deshalb habe er in Barcelona die European Bar- Tender-School besucht. Einen Monat lang gab es dort konzentrierte Facts über Spirituosen und die Berufswelt der Barkeeper. Und nicht nur das: «Wir mussten dort täglich unter einem gewissen Zeitdruck Cocktails mixen. Da lernte ich auch das effiziente und schnelle Arbeiten. Es war eine super Grundlage für mich.» Schon vor Antritt dieser Schule habe er sich zudem in der Bar Capitol die Stelle sichern können.
Vom Alltag wegfliegen
Aus Barcelona, man merkt es seiner Begeisterung an, hat er so einiges mitgenommen. Vor allem die energiereiche Stimmung in den Bars dort. Und eine bestimmte Lässigkeit. «Fast in jeder Bar war eine halbe Party. Die Barkeeper haben dort immer mega Spass. Das wirkt sich auch auf die Gäste aus.» So eine Stimmung, sagt er euphorisch, möchte er im Capitol auch verbreiten. Klar, auch er sei nicht immer gleich gut drauf. Aber: «Ich habe oft schon festgestellt: Wenn ich hierherkomme, dann ist alles wie weggeblasen. Das ist für mich eine Wohlfühloase, wo ich vom Alltag wegfliegen kann.»
Big-Fish-Drink
Auf den Tischen liegt eine besondere Barkarte. «Es ist die Bar Capitol-Filmkarte, bei der wir anhand eines Filmes einen Cocktail kreieren», erklärt Timo Schulz. Die Geschichte eines Cocktails wird comichaft in Szene gesetzt. Daneben stehen kurze, pointierte Texte. Die Zeichnungen für die Barkarte habe ein Luzerner Künstler gestaltet, weiss Timo Schulz. Bereits hat er sich in der Karte einbringen können. Einer seiner Drinks ist angelehnt an den Film «Big Fish». Es gebe darin eine Szene mit einem Werwolf, um den herum er seinen Cocktail gestaltet habe. «Ich habe mit Gin und Blutorangensirup gearbeitet. Ich shakte alles mit veganem Eiweiss. Auf das schöne Schäumchen setzte ich dann eine getrocknete Orange.» Die Capitol-Crew entwickelt regelmässig eine neue Auswahl an selbst kreierten Drinks. «Ich bin integriert in die Cocktail-Entwicklung. Ich werde hier sehr gepusht vom Team», sagt Timo Schulz.
Im kommenden Jahr möchte er das Wirtepatent machen. «Ich hoffe, dass ich einmal selbst eine Bar eröffnen kann.» So wie er wirkt, wird er das wohl durchziehen.