Bier Wissen

Bock auf Bock?

Bockbiere haben eine lange Tradition. Man könnte sagen, sie sind ein Stück lebendige Geschichte. Woher sie kommen, wie sie schmecken und was sie mit gehörnten Tieren zu tun haben.
Bockbiere sind besonders in Bayern bekannt.

Die Biere mit dem speziellen Namen sind besonders in Bayern bekannt. Sie haben einen höheren Alkoholgehalt als Lagerbiere und sind geschmacklich meist auf der eher malzigen Seite. Oft sind es dunkle, untergärige Biere, es gibt aber auch Weizenböcke mit heller Farbe. Diese sind obergärig gebraut. Bockbiere sind besonders saisonal beliebt, man geniesst sie während der Fastenzeit etwa als Weihnachts- oder Osterbock.

Das hat seinen Ursprung darin, dass man in den katholischen Klöstern getreu dem Grundsatz «Flüssiges bricht das Fasten nicht» handelte. Starkes Bier nährte und galt als «flüssiges Brot». Man erzählt sich, dass sich die Mönche durchaus bewusst waren, dass dieses Starkbier wohl nicht ganz dem Sinn und Zweck der Fastenzeit entsprach.

Man sandte deshalb ein Fass davon nach Rom, um vom Papst den Segen für das starke Getränk zu erhalten. Während der langen Reise sei das Bier aber ungeniessbar geworden. Nichtsdestotrotz habe der Papst probiert und voller Abscheu gemeint, dass es sehr wohl Busse sei, dieses Gebräu zu trinken.

Verschiedene Böcke

Heute hat die Tradition des Fastens abgenommen, am Brauch, ein besonders starkes Bier für diese Zeit zu brauen, halten jedoch besonders die Brauereien in den katholisch geprägten Gebieten Süddeutschlands und Österreichs fest. Sogar Doppelböcke gibt es dann. Ihr Alkoholgehalt beträgt in der Regel über sieben Volumenprozent und ihr Fassanstich ist jeweils ein grosses und sehnlich erwartetes Ereignis.

In München ist die Starkbierzeit im März so beliebt, dass man sie die «fünfte» Jahreszeit nennt. Einer der bekanntesten Doppelböcke ist der «Salvator» der Münchner Paulaner- Brauerei. Er steht Pate für alle anderen Doppelböcke, denen man traditionell Namen mit der Endung «-ator» gibt. Noch stärker sind schliesslich Eisböcke.

Es sind Doppelböcke denen man durch Gefrieren und anschliessendem Entfernen der Eiskristalle einen Teil des Wassers entzieht. Die verbleibende Flüssigkeit ist dadurch konzentrierter und besonders aromatisch. Ein begehrter Eisbock namens «Aventinus» stammt von der Brauerei «Schneider Weisse» und enthält satte zwölf Volumenprozent Alkohol.

Wie der Name entstand

Wie so oft gibt es auch bei den Bockbieren eine nette Geschichte zur Namensentstehung. Obwohl die Etiketten dieser Biere vielfach ein gehörnter Ziegenbock oder Hammel ziert, hat der Name nichts mit einem Tier zu tun. Er lässt sich ableiten von der niedersächsischen Stadt Einbeck (D). Diese liegt ungefähr in der Mitte zwischen Hannover und Kassel.

Bereits im Mittelalter war Einbeck bekannt für besonders gutes und starkes Bier. In der Mitte des 14. Jahrhunderts kam die Stadt zur Hanse. Als Teil des grossen Handelsverbandes gelang es der Stadt, ihr wichtigstes Exportgut – ein starkes Bier – noch besser zu vermarkten. Das machte auch die Brauer aus Einbeck berühmt.

1617 holte man schliesslich einen Braumeister namens Elias Pichler nach München ans Hofbrauhaus. Alle wollten sein Bier nach «ainpöckscher Art» trinken. Schliesslich wurde in der Münchner Mundart aus dem «Ainpöck» ein «Oanpock» und später «ein Bock» als Name für das starke Fastenzeit-Bier.

Guter Essensbegleiter

Mit ihren malzigen, oft fruchtigen Aromen und dem vollmundigen Körper eignen sich Bockbiere sehr gut als Essensbegleiter. Ihre Bitterkeit ist meist nicht so hoch und häufig haben sie eine süssliche Note. Sie schmecken gut zu Pastagerichten mit Tomatensauce, deren Säure sie ausbalancieren. Oder sie unterstützen die leichte Süsse von geschmortem Fleisch mit Wurzelgemüse.

Eine tolle Kombination zum Bockbier ist auch gereifter Hartkäse mit Früchtebrot. Gewisse Doppelböcke oder Eisböcke munden herrlich zu Desserts mit Schokolade oder Nüssen. Wer möchte kann Bockbiere lagern. Je höher der Alkoholgehalt ist, desto besser funktioniert es. An einem dunklen, kühlen Ort aufbewahrt, werden diese Biere mit der Zeit noch runder, weicher und aromatischer.

Dieser Artikel erschien in
Ausgabe 4-2024

BAR NEWS-Magazin als Einzelausgabe

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