Wissenswertes über IPA

Alles IPA oder was?

Wie ein englisches Bier zur Ikone der US-amerikanischen Craft-Brewer-Bewegung wurde und wieso es nicht Indian Pale Ale heisst.

Unter Biertrinkern ist man seinem Lieblingsbier oft jahrzehntelang treu. Die Neugierigen, die es wagen über den Glasrand ihrer Gewohnheitsstange zu blicken, kommen meist als erstes mit einem fruchtig-bitteren IPA in Kontakt. Kein Wunder, die hopfenbetonten Biere sind Aushängeschilder vieler kleiner und mittelgrosser Brauereien. Und sie machen Spass, eröffnen eine Aromenvielfalt, die beeindruckt.

«Unglaublich, dass Bier so schmecken kann», ist ein häufiger Kommentar nach dem ersten Glas IPA. In den 1990er-Jahren eroberte der Bierstil von den USA aus die Welt. Es galt: je mehr Hopfen, desto beliebter, je extremer ein IPA, desto grösser sein Erfolg. Bald kamen DIPAs und Imperial IPAs, DDHIPAs und NEIPAs dazu. Falls Sie kein Hophead (=selbsternannter Hopfenfan) sind, kein Problem. Die Abkürzungen sind nicht so kompliziert, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Doch gehen wir der Reihe nach.

Von London nach Indien

Alle IPAs, also India Pale Ales, gehören zur grossen Familie der Ales. Sie werden im Gegensatz zu Lagerbieren bei wärmeren Temperaturen und von anderen Hefestämmen vergoren. Es sind sogenannte obergärige Biere. Vom Geschmacksprofil her sind sie verspielter und komplexer als die gradlinigen Lager. Der Name Pale Ale für ein Bier entstand gegen Ende des 18. Jahrhunderts in England. Damals entwickelten sich die Techniken in den Mälzereien weiter.

Es gelang, die Temperaturen besser zu kontrollieren und helleres Malz zu produzieren. Die daraus gebrauten Biere nannte man Pale Ales (= helle Biere), um sie von den dunkleren Porters und Stouts abzuheben. Als wichtiges Exportgut gelangte Bier damals auch in die englischen Kolonien, namentlich nach Indien. Der vermehrte Einsatz von Hopfen und ein erhöhter Alkoholgehalt halfen mit, das Ale auf der sechsmonatigen Segelreise zu stabilisieren.

Da es von den Schiffen der East India Company transportiert wurde, war das Bier bald unter dem Namen «East India Pale Ale» bekannt. Das bittere Getränk war bei der indischen Hitze ein besonders beliebter Durstlöscher und blieb auch bei Rückkehrenden das Bier der Wahl. Erst als es mit verbesserten Kühlmethoden gelang, Lagerbiere überall auf der Welt zu brauen, verlor das India Pale Ale an Boden. Der Bierstil versank beinahe in der Bedeutungslosigkeit.

Mr. Präsident hilft auf die Sprünge

1978 hob der damalige US-Präsident Jimmy Carter ein Gesetz auf, das Homebrewing verbot. Die Folge war, dass viele Bierfans bei sich zu Hause mit dem Bierbrauen begannen. Schliesslich verhalf die Konsumenten-Freude an der immer grösser werdenden Biervielfalt zur Gründung vieler Craft Beer Breweries. Brauer begannen auszuprobieren und suchten nach alten oder fast vergessenen Bierstilen, die es wiederzubeleben lohnte. Da kam das IPA besonders gelegen.

Nicht nur, dass man die schöne Geschichte mit den Segelschiffen und dem Hopfen erzählen konnte, sondern Ales liessen sich auch ohne perfekte Kühlmöglichkeit in guter Qualität brauen. Ausserdem konnte man einheimische Hopfensorten verwenden. Und hier tat sich schliesslich die völlig neue Aromenwelt auf, für die IPAs heute so bekannt und beliebt sind: süsse Noten nach tropischen Früchten wie Mango oder Maracuja, frische Aromen nach Grapefruit und Mandarine oder harziger Pinienduft. Dazu die markante Bitterkeit, der erhöhte Alkoholgehalt und ein malziger, vollmundiger Körper. Ein Erlebnis für die Sinne!

Und was bedeuten jetzt die Abkürzungen?

Da der amerikanische Aromahopfen als herausstechendes Merkmal so wichtig wurde, ging man bald dazu über, das Spiel mit Simcoe, Chinook, Citra, Cascade und wie sie alle heissen ins Extreme zu treiben. Brauer steigerten die Hopfenmenge und nannten das Bier Double India Pale Ale (DIPA). Exemplare mit einem zusätzlich erhöhten Alkoholgehalt taufte man Imperial IPAs, Umdrehungen von über acht Volumenprozent inbegriffen.

Auch die Art wie die Hopfengabe ins Bier erfolgte, begann man im Namen auszuloben, etwa beim Double Dry Hopped India Pale Ale (DDHIPA). Einem Bier, bei dem man getrocknete Hopfendolden wie in einem grossen Teebeutel in den Lagertank hängt, damit die fruchtigen Aromen besonders gut in die Flüssigkeit übergehen. Der deutsche Fachbegriff dafür ist Hopfenstopfen oder Kalthopfung.

Eine der jüngsten IPA-Schöpfungen ist schliesslich das New England India Pale Ale oder NEIPA. Es sieht aus und riecht in etwa wie ein Multifruchtsaft, nur schmeckt es nicht ganz so süss. Ein NEIPA ist vor allem für Leute, denen all die anderen IPA-Varianten zu bitter sind.

Für mich ist das beste IPA eines, dessen Bittere und Fruchtigkeit sich die Hand geben und von einem malzigen Rückgrat ausbalanciert werden. Wetten, dass man mit so einem Bier auch gestandene Lagerbier-Fans überzeugen kann?

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