Blick ins Bierglas

Weizenbier

Früher war es oft das einzige Spezialitätenbier auf der Barkarte. Heute muss sich das gute alte Weizenbier diesen Platz mit allerlei IPAs, Stouts und Saisons teilen – wenn es denn überhaupt noch auf der Barkarte steht. Kein Wunder haben einige Brauereien ihr Weizen dem Zeitgeist angepasst.

Es muss ein gar nobles Gebräu sein, das Bier, dem die Ehre gebührt, in ein eigens für diesen Bierstil entwickeltes Bierglas eingeschenkt zu werden. Keinen Henkel hat das charakteristische Weissbier-Glas, denn das Weizen schmeckt auch noch, wenn es von der Hand etwas erwärmt wurde.

Die strahlende Krone aus feinporigem Schaum sollte etwas über den Glasrand herausragen. Getrunken wird das süffige Bier in grossen Zügen. Im Fusse des Glases bleiben allfällige Heferückstände hängen, auch wenn man zum letzten Schluck ansetzt. Das Weizen-, Weiss- oder Hefeweizen-Bier steht heute für Bayern, wie kaum ein anderes Getränk. Doch dem war nicht immer so. Im Gegenteil.

Noch im späteren Mittelalter galt Bayern als Weinland, während die Hanse-Städte im Norden sowie in Flandern zu den grossen Bierproduzenten und -Exporteuren zählten. In Bayern, wo die Bierqualität seinerzeit zu wünschen übrig liess, blickte man neidvoll auf Städte wie Hamburg. Denn gutes Bier macht nicht nur Freude, es füllt dank Steuern auch die Staatskassen.

Ein erster Schritt, um aus Bayern ein Bierland zu machen, war das noch heute bekannte Reinheitsgebot in der Bayerischen Landesordnung von 1516. Dieses besagte, dass Bier ausschliesslich aus Gerste, Hopfen und Wasser hergestellt werden durfte.

Dies sollte einerseits sicherstellen, dass keine dubiosen und teilweise auch gesundheitsschädlichen Zutaten verwendet werden, andererseits bedeutete dies aber auch, dass das Brauen mit Weizen verboten war. Dieses edle Getreide sollte den Bäckereien vorbehalten bleiben.

Das Verbot wurde später schrittweise aufgehoben und insbesondere nach dem Dreissigjährigen Krieg, der die Rebberge des Landes in Mitleidenschaft zog, begann der Aufstieg des Weizenbieres.

Go Bananas!

Wer jemals Pumpernickel und Sonntagszopf verglichen hat, weiss, dass sich Getreide je nach Sorte geschmacklich unterscheidet. Auch beim Bier hat der Rohstoff einen grossen Einfluss auf die Aromatik, sind beim Weizen doch Weizenmalz-Anteile von 50 Prozent und mehr gang und gäbe.

Die beim Weissbier charakteristische Bananen-Note stammt jedoch von der speziellen obergärigen Hefe und den höheren Gärtemperaturen. Dass man das Weizen oft als Sommerbier beschreibt, hat nämlich primär damit zu tun, dass man dieses Bier auch im Sommer braute (denn dieses Bier mundet auch im Winter).

Untergärige Biere (z.B. Lager) konnten vor der Erfindung der Kältemaschine nur während der kalten Monate gebraut werden. Dass sich das Weissbier nicht auf die Farbe des Bieres bezieht, beweisen die «Dunklen Weissen», die mit einem Anteil an geröstetem Malz gebraut werden.

Auch stärkere Weizenbock oder Weizen-Doppelbock- Biere werden gebraut, wie auch das edle Kristallweizen, das vor dem Abfüllen filtriert wird. Bei den alkoholfreien Bieren erwies sich das alkoholfreie Weizen, welches teilweise auch untergärig gebraut wird, als eine besonders aromatische und beliebte Alternative. Auch stärker gehopfte Weizenbiere werden heute rund um den Globus gebraut, wie auch traditionelle belgische Blanches- oder Wit- Biere.

Wurden Weizenbiere früher fast ausschliesslich aus 5-dl-Flaschen, seltener auch vom Zapfhahn, ausgeschenkt, so findet man sie heute auch in 3,3-dl-Flaschen oder Dosen – nicht selten mit auffälligem Design, wie man sie von hippen Craft Breweries kennt.

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