Die Twentys Cocktailbar befindet sich an der Obergasse 20, mitten in der Bieler Altstadt. Wir besuchen Lorenz Struchen. Der Betreiber der Bar ist Barkeeper of the year 2023. «Es ist eine riesige Auszeichnung für das, was ich mir in den letzten zehn Jahren aufgebaut habe», sagt der 34-Jährige. Das Bieler Tagblatt habe schon berichtet. Alles, was jetzt komme, sei ein Geschenk. Das Gespräch kommt auf seine zwei Drinks, die er am Finale der Jury präsentiert hat: Seine Cocktailkreation «Art of a Geisha» habe er um ein japanisches Thema gebaut. Ein japanischer Gin mit sechs einzigartigen japanischen Botanicals drin. Daraus habe er seinen Shortdrink gemacht. Für seinen Longdrink «Rêves de Vacances» habe er unter anderem Spirituosen zugelost bekommen, die er amüsanterweise auch gerade in seinen Ferien in Frankreich, Italien und Mexiko entdeckt habe. Er habe eine Kombination aus einem italienischen Aperitivo, einem Cognac und einem Tequilla sowie einem Cranberrysaft gemacht.
Wer die Twentys Cocktailbar betritt, sieht in dem einen Raum einen riesigen, lang gezogenen dunkelroten Tresen. Neben den Gläsern leuchten orange-rote Lämpchen im Vintage-Stil. «Nicht immer zeigte sich die Bieler Altstadt so schön wie heute. In den 80er-Jahren war dieser Ort etwas verrucht. Heute ist sie ein Treffpunkt für Freunde und Familien.»
«Schnell gemerkt, dass es mir gefällt»
Lorenz Struchen erinnert sich an seine Anfänge hier vor zehn Jahren. Vorher war hier ein Schuppen – mit zwei Freunden übernahm er eine zuvor leerstehende Bar. «Ich habe schnell gemerkt, dass es mir hier absolut gefällt. Ich wollte aus diesem Ort etwas machen», sagt Struchen, der zuvor noch nie in der Gastronomie tätig war, sondern in einer Brauerei arbeitete. Erst einmal musste die alte Inneneinrichtung raus. «An den Wänden hatte es Holztäfer von der richtig grausigen Sorte mit Nikotin- und Tabakflecken. Ein Teil der Wände waren rosarot angemalt», erzählt er. Er gründete eine eigene Firma, stellte bald zwei Mitarbeiter ein. «Dann ist es hier explodiert.» Das Bar-Sortiment wuchs. Gerade im Sommer brummt die Bar. «Damals hatten wir zwei Tische, heute über zwanzig.» Und doch sagt er bescheiden «Zufälligerweise stolpert man selten zu uns. Man muss uns suchen und finden.»
«Immer wieder Neues»
Um es dahin zu schaffen, muss dieser Ort Besonderes bieten. Es ist nicht nur die atmosphärisch stimmige Bar, sondern auch das Angebot in der «Schatzkammer». Lorenz Struchen sagt: «Wir bieten viele klassische Cocktails an. Daneben besticht das Angebot aber auch mit über 100 Whiskys, 80 Rums, Gins aus aller Welt und einer grossen Auswahl an Cognacs und Tequilas. Es gibt aber auch immer wieder etwas Neues. Stammgäste kommen einmal pro Woche und möchten jedes Mal etwas Neues haben. Wir geben uns grösste Mühe, das möglich zu machen.» Seine Schätze bekommt der Barbesitzer von verschiedenen Lieferanten. Er schwärmt von einem Whisky-Importeur, mit dem er schon lange zusammenarbeite. «Sie schauen, dass sie Exklusives in ihrem Portfolio haben, um mich zu unterstützen.»
«Das gibt es nur im Twenty»
Beliebt sind auch seine Eigenkreationen. Sie seien häufig angelehnt an klassische Cocktails. Ein schönes Beispiel ist der Cold Brew Taikiri mit Limette. «Wir haben kalt gebrühten Kaffee dazu genommen. Das ändert den Cocktail komplett, den Rum spürt man aber immer noch.» Diesen Drink gebe es nur bei ihm im Twentys. Um solche Drinks zu kreieren, braucht es das richtige Netzwerk. Bei Kreationen wie für den «Barkeeper of the year» gehe natürlich eine Geschichte voraus. Um für den Gin die Botanicals zu bekommen, habe ihm ein guter Freund geholfen, der einen exotischen Garten habe. «Ich konnte mir dort zum Beispiel frischen japanischen Sansho-Pfeffer holen.»
Mixologe und Gesprächspartner
Lorenz «Löru» Struchen kennt in der Altstadt beinahe jeden. Und erst recht in dieser Bar. Als Gast merkt man schnell: Der sympathische Bieler ist mehr als ein Barkeeper. Wie viele in seiner Zunft ist er Shaker und Gesprächspartner in einer Person. Ein Künstler aber, nein, das sei er nicht. Ein Mixologe, das sei er absolut. Wir mixen viele Sachen zusammen. Und manches wird auch wieder weggeschüttet. «Aber manchmal», sagt er, «entsteht eine neue Kombination, die ein Wow auslöst.» So wie die beiden Siegerdrinks, die ihn neben vielen anderen Qualitäten zum Barkeeper of the year 2023 gemacht haben.