Auszeichnung an Swiss Bar Awards

Berner Bellevue Bar ist Best Longseller Bar 2022

Seit den 20. SWISS BAR AWARDS trägt die Berner Bellevue Bar im Herzen der Altstadt den Titel Best Longseller Bar. Seit 1913 hüllen ihr Interieur und ihre klassische Cocktailkultur wie neuerdings auch deren Twists nationale wie internationale Gäste in vertraut illustres wie wohliges Bargeflüster.

Die Auszeichnung Best Longseller Bar der SWISS BAR AWARDS setzt voraus, dass eine Einrichtung, sei es eine eigenständig geführte oder doch eine Hotelbar, seit mindestens zehn Jahren als place to be wahrgenommen wird. Um somit als place to be bezeichnet und im besten Fall auch ausgezeichnet zu werden, hat sich eine Lokalität bereits längst in die Herzen ihrer Gäste gespielt. Sich darin mit ihrer Atmosphäre, Ausstrahlung und Konstanz in Angebot und wohlgemerkt auch Nachfrage verewigt.

Die Bellevue Bar in Bern hat es in diesem Jahr geschafft, sich gegen ihre kompetitiven Bewerber der auch in Bern ansässigen Abflugbar wie der Einstein Bar in St. Gallen durchzusetzen. Die seit 109 Jahren bestehende Bar in der Kochergasse 5 hat es überzeugend geschafft, als Best Longseller Bar des Jahres 2022 gekürt zu werden.

Die Bellevue Bar ist die Hotelbar des gleichnamigen Hotels, das schon zuvor im Jahre 1865 als Hotel Bellevue eröffnet worden ist. Im Jahre 1913 wurde das Hotel komplett abgerissen und neu gebaut. Das Bellevue Palace verfügt über 126 Zimmer inklusive 25 Suiten, weiter über zwölf Veranstaltungsräume für Events und Bankette. Auch ein Spa- oder Fitnessbereich mit Saunen sind dem Fünfstern-Luxushotel eigen. 

Von Parlamentariern und Spionen

Seit dem Totalumbau existiert auch die Bellevue Bar in ihrer heute bestehenden Form. Mit ihrer vorgelagerten, weitläufigen Lobby hat sie sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts zu einem beliebten Treffpunkt für nationale und internationale Gäste entwickelt. Darunter finden sich Journalisten, Politiker, Künstler, Stars und Starletts genauso wie Verliebte und Geschäftsfreunde laufend zusammen.

Die Bellevue Bar wie die Lobby sind in der ganzen Schweiz bekannt. Vor allem aber dafür, die traditionelle Nacht der langen Messer am Vorabend der Bundesratswahlen in ihrem Haus auszurichten. Die Messer werden hier nicht mehr gewetzt, viel mehr steht die Politik im Raum. Hier wird sie entscheidend für die Folgejahre mit Fug und Recht behauptet. Auch Spionagegeschichten ranken sich um die Räumlichkeiten der originalgetreu erhaltenen Einrichtung. Unverbrieften Erzählungen zufolge trieben hier eine russische Agentin wie auch eine ehemalige Barmaid mit dem Abhören und Aushorchen amerikanischer und Schweizer Gäste ihr Unwesen.

Bern: immer herzlich willkommen

Viele Schweizer, US-amerikanische Gäste und Stammpublikum erklären das anmutige Haus und die darin situierte Bar zu ihrem zweiten Wohnzimmer. Umgeben von den Berner Alpen lockt das Hotel vor allem im Sommer auch viele Urlaubsgäste an. Doch zumeist sind es sogar die Berner und Bernerinnen, die ihre Feierabende regelmässig dort verbringen oder sich mit Freunden zum Stelldichein verabreden. «Neben den Hotelgästen schätzen wir unsere externen Gäste besonders.

«Wir richten uns mit unserem Barbetrieb explizit an die Stadt. An die Berner und Bernerinnen, die wir hier als geschätzte Gäste besonders gerne empfangen. Sie machen die Bellevue Bar zu jenem Ort, der er ist.»

Vizedirektor Adrien de Haller

Bellevue Bar ist erste American Bar der Schweiz – mit Emily an Bord

Soweit es bekannt ist, gilt die Bellevue Bar sogar als erste American Bar der Schweiz. So will sie in ihrer Positionierung in der Barkultur auch gewahrt bleiben. Immerhin ist die Schweizer Hauptstadt von eigenständigen und kreativen Cocktailschmieden wie der Taube, der etablierten Abflugbar, neuen Capitol Bar oder Kreissaalbar beseelt.

«Bei uns geht es um allround experience», konstatiert der Vizehoteldirektor. Eine kindsgrosse Emily, die ansonsten lediglich ein legendäres Dasein als Kühlerfigur der Rolls Royce-Limousinen führt, thront am Anfang des langen und dem Gastraum zugewandten Holztresens. Als «spirit of ecstasy» steht Emily für automobilen Luxus. Innerhalb der Bellevue Bar unterstreicht sie die geschichtsträchtige, klassische Philosophie und Ausrichtung des Luxushotels. Sie ebnet den Weg in eine Bar mit einem bodenständigen «spirit of luxury».

Galus‘ Herz schlägt für klassische Barkultur – mit Twists, versteht sich

Als pulsierendes Herzstück gilt die Bar, die in einem denkmalgeschützten Ambiente einen Hauch des Lebensgefühls der 1920er-Jahre vermittelt und Platz für rund 70 Gäste bietet. Als Gastgeberin und Chef de Bar zeichnet Natascha Galus verantwortlich. Vor einem Jahr ist die Absolventin der Barschule Rostock nach Stationen im Kölner Seiberts, Zürcher Park Hyatt oder Bonner Marriott in die Fussstapfen des langjährigen Barchefs Franco Federico getreten.

Barchefin Natascha Galus

«Ich glaube, wir wären die, die sich am allermeisten über die Auszeichnung freuen würden», so Galus’ Worte im Präsentationsvideo bei der Verleihung. Nun herrscht tatsächlich grosse Freude über die Auszeichnung zur Best Longseller Bar im ganzen Haus. «Wir arbeiten hier alle sehr eng zusammen und sind sehr vertraut. Zu dieser Auszeichnung haben wir viel Feedback bekommen, auch intern wie zum Beispiel von dem ganzen Team der Food & Beverage-Abteilung. Wir sind sehr stolz, dass Frau Galus in unser Team gekommen ist», betont de Haller. Die Freude und Gratulationen rühren Natascha Galus natürlich: «Meine Freude ist riesig. Der Award bedeutet eine Anerkennung für das ganze Team, das grosse Arbeit leistet», schildert Galus, die erstmals in der Position einer Barchefin agiert.

Klassische Cocktails, die die Barkarte der gleichsam klassisch ausgerichteten Bar prägen, sind ihr «Herzblut und ein lieb gewonnenes Konzept». Im Rahmen dessen aber geniesst sie die zugesprochene kreative Freiheit, Twists anhand klassischer Trinkvorlagen zu gestalten.

Durchdacht, fat washed und mazeriert

So geniessen nicht nur die Martini-verliebten US-Amerikaner ihren Dirty Martini mit fat washed-Avocado. Sie fragen sogar nach dessen genauer Zubereitung, studieren die Karte mit Begeisterung und verkosten den einen oder anderen Twist in Folge. Für ihre Pineapple Margarita beispielsweise mazeriert sie Ananas und Chili über drei Wochen in Tequila. Beim «B.R.O.F.»-Drink handelt es sich um einen Old Fashioned, dessen Rum mit Beeren mazeriert worden ist. Und: «Jedes Glas kommt leer zurück».

Im Sommer gab es einen Goose Berry Julep – ein Brandy mit einem Julep aus Stachelbeeren im Sous Vide-Verfahren hergestellt. «Gäste wissen die Neuerungen und Twists im Trink-Menü zu schätzen. Es werden mehr Cocktails bestellt als Wein oder Bier. Ich fasse das als stilles Kompliment unserer Gäste auf», freut sich Galus, dass ihre Twists grossen Anklang finden. Selbstverständlich gibt es auch Gin und Tonic an der Bellevue Bar, aber das Spiel mit unterschiedlichen Gin-Qualitäten oder Tonics bleibt dem Heimspiel der Gin-Bar in der Lobby überlassen.

Die Drinks, die das Team der Bellevue Bar zubereitet, können jedoch auch in der Lobby, wie in der Brasserie oder im Sommer auf der Terrassenbar genossen werden. Und natürlich im grosszügig angelegten Fumoir, der sich hinter den Räumlichkeiten der Bellevue Bar befindet.

Selbstgemachtes in jedem Drink

Am liebsten kreiert Galus Negronis. «Hier muss ich allerdings anmerken, dass es früher den Negroni bei uns gab. Heute gibt es die Negronis. Eine eigene Negroni-Karte war das erste, das Natascha Galus eingeführt hat. Und die Gäste freuen sich, die Unterschiede des beliebten italienischen Apéro-Klassikers herauszuschmecken», zeigt sich auch Adrien de Haller erfreut über die wahrgenommene Aufwertung der Trinkausrichtung.

Natascha Galus nimmt sich auch die Zeit in der stets gut besuchten Bar, selbst Zutaten herzustellen wie beispielsweise Sirups. Seit sie als Barchefin agiert, ist auch der Anteil an selbst gemachten Trinkkomponenten gestiegen. «Mein Ziel ist, in jeden Cocktail etwas Selbstgemachtes zu integrieren», so Galus. Mit den aufgrund von Zutaten, Infusionen oder Spirituosen veränderten klassischen Kreationen auf der Barkarte macht Galus das Cocktailthema pointierter und sichtbarer, als es in den vergangenen Jahren gewesen ist.

Junge Klassik

Die Klassik in der Cocktailkultur bleibt der Hotelphilosophie folgend im Vordergrund. «Damit es nicht wie in einem Museum wirkt, machen wir es spannender», findet Natascha Galus. Die Karte soll in regelmässigen Abständen unter Einbeziehung saisonaler Möglichkeiten gewechselt werden. Das siebenköpfige Team wurde verjüngt und tiefer in der weiten Welt der Cocktail-Materie geschult, das Storytelling angehoben. Alte Cocktailgläser wurden gegen neue ausgetauscht, die Rum-, Tequila- und Whiskysammlung befindet sich noch in Arbeit, Aufstockung und Weiterentwicklung.

Mittlerweile ist die Kunde der neuen, qualitativ hochwertigen Drink-Aufmachung in der Bellevue Bar bereits durch das Land gezogen. Bald könnte es heissen, man besuche Natascha Galus, wenn es sich um einen Besuch in der Berner Bellevue Bar handelt. Aber das macht nichts. Die junge Barchefin repräsentiert den Spirit des Hauses mit ihrer eigenen Raffinesse und viel Passion für Gastgebertum und Kreation.

Dieser Artikel erschien in
Ausgabe 5-2022

BAR NEWS-Magazin als Einzelausgabe

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