Meine Eltern standen dem auch nicht positiv gegenüber; sie drängten mich eher dazu, einen Beruf zu ergreifen, der finanzielle Sicherheit versprach. Trotzdem habe ich meine Leidenschaft fürs Singen nie aufgegeben und war bei einigen Wettbewerben relativ erfolgreich, doch in meinem Heimatland stiess ich auf viele Hindernisse.
Heute lebe ich meine Leidenschaft hinter der Bar aus – denn dort stehe ich immer noch im Rampenlicht und liefere jeden Tag eine Performance ab, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Ich folgte dem Rat meiner Eltern und absolvierte eine fünfjährige Ausbildung im Gastgewerbe. Obwohl ich die Küchenarbeit verabscheute, fand ich meine Erfüllung im Service, denn ich liebte es, vor Menschen aufzutreten.
Nach meinem Abschluss begann ich 2010 in einem kleinen Café zu arbeiten. In den fünf Jahren, die ich dort verbrachte, habe ich alles gemacht, angefangen von der Zubereitung von Kaffee bis hin zu Cocktails. Trotz der Einfachheit der Cocktails damals entdeckte ich schnell meine Leidenschaft für Kaffee und Cocktails – und dafür, sie zu kombinieren.
Durch meinen Ehrgeiz und harte Arbeit gelang es mir, fünf Jahre später nach London zu ziehen und mich einem der besten Barteams der Welt im The Savoy anzuschliessen. Ich übersprang viele Stufen und startete direkt als Senior Bartender. Es war ein grosses Glück, mit Erik Lorincz zusammenzuarbeiten, wir waren sogar Mitbewohner zu dieser Zeit. Nach vielen Jahren intensiver Arbeit erreichte ich schliesslich den Titel des World Coffee in Good Spirit Champion in Budapest (2017).
Mit diesem Titel reiste ich in mehr als 50 Länder und schulte im Laufe eines Jahres rund 3 000 leidenschaftliche Kaffee- und Cocktail-Liebhaber. 2017/2018 zog ich nach Sydney, um 2019 meine eigene Bar, Maybe Sammy, zu eröffnen. Ich war der Meinung, dass der Komfort in Europa meinem Fortschritt im Wege stehen könnte, und wollte daher von Null anfangen, um mein eigenes Ding zu machen.
Maybe Sammy
Wir haben das Maybe Sammy im Januar 2019 eröffnet und seitdem floriert es. Das Design des Lokals erinnert an eine glamouröse Bar aus den 1950er-Jahren – klassische Eleganz mit einem Hauch von Extravaganz. Die charakteristische Cocktailkarte umfasst klassische Cocktails mit theatralischem Flair, Cocktails auf Kaffeebasis, Mini- Martinis sowie eine Auswahl an Cocktails, die aus alten und limitierten Spirituosen hergestellt werden.
Die kräftige Beleuchtung unterstreicht den rosafarbenen und grünen Samt an den Wänden; geräucherte Spiegel, Messingbeschläge und Marmorfliesen ziehen die Blicke auf sich, während Bäume und rosafarbene tropische Tapeten daran erinnern, dass man hier ist, um Spass zu haben.
The Future
Es ist schwer, eine weltumfassende Aussage zu treffen. Ich würde mir wünschen, dass der Schwerpunkt weniger auf dem Getränk selbst und mehr auf dem Erlebnis des Gastes liegt: wie behandelt der Gastgeber einen. Die Barkeeper von heute sind besessen von den Getränken und konzentrieren sich zu sehr auf den Cocktail selbst, obwohl eigentlich der Dialog im Vordergrund stehen sollte. Die Leute gehen in Bars wegen der Unterhaltung und des Erlebnisses, nicht wegen der Drinks. Wenn man nur wegen der Drinks hingeht, ist man ein Alkoholiker.
Martin Hudak persönlich
Geboren: 1990
Besondere Fähigkeit: Unbegrenzte Energie – wie der Duracell- Hase. Meine oberste Regel lautet: «Nimm keine Drogen».
Freizeit: Ich bin ein Bücherfreak und ich sammle oder verkaufe Antiquitäten.
Barkeeper seit: 2008
Grösster Fehler: Ich versage nie. Jeder Fehler ist eine Gelegenheit zum Lernen. Man lernt und dann gewinnt man. Es ist immer eine Chance.
Wichtigster Karriereschritt: Die beste Bar der Welt zu verlassen, um eine andere zu eröffnen.
Lieblingscocktail: Espresso Martini. Der erste Cocktail, der die Kombination von Kaffee und Alkohol perfekt macht.
Lieblingsbar: Rosella’s an der Gold Coast fühlt sich an wie ein Zuhause, wie das Haus einer Nonna in Italien. Alles ist einheimisch, nichts Überhebliches, nur das einzig Wahre.
Sydney in drei Worten: Freiheit, Möglichkeiten, Wohlbefinden